Erfolgreich bewerben im UX Design

Wir haben Patrick, Head of UX Design bei Ergon Informatik AG, gefragt, was für ihn ein gutes UX Portfolio im Software-Entwicklungsumfeld ausmacht, wie man sich heutzutage im UX Bereich optimal positioniert und welche Ratschläge er für Bewerber:innen hat.

Über Patrick

Patrick Federi, Head of UX Design bei Ergon Informatik AG

Patrick ist seit über zwei Jahrzehnten im Bereich des digitalen Designs tätig und begann seine Karriere mit einem Fokus auf Webseitengestaltung. Er erkannte früh, dass die Nutzerperspektive oft hinter den Business-Anforderungen zurücksteht, was ihn zum Thema User Experience (UX) führte und seine Sichtweise veränderte. Vor 13 Jahren entschied er sich für eine Weiterbildung in Human Computer Interaction Design (HCID) an der HSR (heute OST) und wechselte im Laufe der Jahre den Schwerpunkt von Websites zu Applikationen. Patrick ist fasziniert von den ständigen neuen Herausforderungen und der Unvorhersehbarkeit der Nutzerreaktionen im UX-Design, was ihn täglich motiviert, innovative Lösungen zu entwickeln und seine Ansätze zu hinterfragen. Die Dynamik des UX-Bereichs und die Möglichkeit, reale Probleme zu lösen, treiben ihn in seiner heutigen Position als Head of UX Design bei Ergon an.

Fähigkeiten und Erfahrungen

Welche spezifischen Fähigkeiten und Erfahrungen hältst du für unerlässlich im Bereich UX Design?

Um im UX Design im Software-Entwicklungsumfeld erfolgreich zu sein, sind diese spezifischen Fähigkeiten und Erfahrungen entscheidend:

Ergon Informatik AG

Als schweizweit führendes Unternehmen schafft Ergon Informatik AG aus Digitalisierungstrends einzigartigen Kundennutzen – von der Idee bis zum Markterfolg. Ergon vereint Technologie-, Security- und Business-Kompetenzen…

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Gibt es bestimmte Tools oder Methoden im UX Design, die du oder das Team bevorzugt einsetzt?

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ist entscheidend, damit wir optimal auf die spezifischen Anforderungen jedes Projekts und Kunden reagieren können. Unser Ansatz ist es nicht, starre Prozesse vorzuschreiben, sondern aus einem breiten Spektrum an Prozessen und Methoden diejenigen auszuwählen, die am besten zur aktuellen Aufgabe und zum Kundenkontext passen. Diese Flexibilität und der pragmatische Einsatz von UX-Methoden sind entscheidend, um nutzerzentrierte Lösungen effektiv in Projekte zu integrieren, ohne den Kunden zu überfordern oder den Prozess unnötig in die Länge zu ziehen.

Folgende Methoden haben sich in der Praxis immer wieder als besonders effektiv erwiesen:

Diese Techniken ermöglichen es, tiefe Einblicke in die Nutzerbedürfnisse zu gewinnen und iterativ Lösungen zu entwickeln, die sowohl benutzerfreundlich als auch zielgerichtet sind.

Damit die Anforderungen an ein Projekt und gute User Experience Hand in Hand gehen, empfehle ich eine enge Zusammenarbeit mit dem Requirements Engineer bzw. Product Owner. Die Überschneidungen in beiden Arbeitsbereichen sind beträchtlich und eine synergetische Arbeitsweise steigert nicht nur die Effizienz, sondern trägt wesentlich zum Erfolg der Projekte bei.

Wie wichtig sind dir formale Abschlüsse im Vergleich zu praktischer Erfahrung und Portfolio?

Nachvollziehbarkeit und individueller Beitrag zählen mehr als optische Screenshots

Zusammenfassend kann man sagen: Ideal ist die Kombination aus einem soliden theoretischen Fundament, umfangreicher praktischer Erfahrung, ausgeprägter Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie der Kompetenz, komplexe Projekte erfolgreich zu steuern. Diese Elemente sind ausschlaggebend, um nicht nur aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden, sondern auch eine effektive und harmonische Teamdynamik zu gewährleisten.

Welche Rolle spielen Soft Skills im Vergleich zu technischen Fähigkeiten im Entscheidungsprozess?

Soft Skills spielen eine entscheidende Rolle, oft sogar eine wichtigere als fachliche Kompetenzen. Dies liegt daran, dass technische Expertise bis zu einem gewissen Grad erlernt und entwickelt werden kann, während Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, Problemlösungskompetenz und Anpassungsfähigkeit grundlegende Eigenschaften sind, die die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und Projektdurchführung bilden.

Soft Skills sind oft entscheidender als fachliche Kompetenzen

In der dynamischen Welt des UX Designs, in der die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern und die Fähigkeit, Nutzerbedürfnisse empathisch zu verstehen und darauf zu reagieren, unerlässlich sind, machen Soft Skills oft den Unterschied aus. Sie ermöglichen es Teammitgliedern, effektiv zusammenzuarbeiten, Konflikte konstruktiv zu lösen und innovative Lösungen zu entwickeln, die über technische Grenzen hinausgehen.

Bewerbungen

Worauf achtest du persönlich bei einer Bewerbung?

Bei einer Bewerbung achte ich zuerst auf das Motivationsschreiben. Es gibt wertvolle Einblicke in die Persönlichkeit des Bewerbers, seine Motivation, sich zu bewerben, und wie gut er oder sie sich mit den Werten und Zielen des Unternehmens identifizieren kann. Das Motivationsschreiben zeigt auch, wie sorgfältig sich der Bewerber mit der Firma und der ausgeschriebenen Stelle auseinandergesetzt hat.

Dann widme ich mich dem Lebenslauf. Ich suche hier nach konkreten Erfahrungen und Qualifikationen, die für die Position relevant sind. Der Lebenslauf gibt mir einen Überblick über den beruflichen Werdegang, die erworbenen Fähigkeiten und die bisherigen Leistungen des Bewerbers.

Schaust du auf das Linkedin Profil?

Ja, ich schaue mir definitiv auch das LinkedIn-Profil eines Bewerbers an. Dies ermöglicht mir, ein umfassenderes Bild von der beruflichen Präsenz und dem Netzwerk des Kandidaten zu erhalten. LinkedIn-Profile sind oft aktueller als Lebensläufe und können zusätzliche Informationen über berufliche Meilensteine, Empfehlungen von Kollegen und Vorgesetzten, sowie über die Beteiligung an Fachgruppen oder Beiträge zu berufsbezogenen Diskussionen enthalten. Diese Informationen sind besonders wertvoll, um die Professionalität, die Branchenvernetzung und das kontinuierliche Engagement für die persönliche und berufliche Entwicklung zu beurteilen. Zudem gibt mir das LinkedIn-Profil oft Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung des Bewerbers, was in vielen Fällen ein zusätzlicher Faktor bei der Bewertung seiner Eignung für unser Team sein kann.

Gibt es häufige Fehler oder Missverständnisse, die du bei Bewerbungen im Bereich UX Design siehst?

In Bewerbungen im Bereich UX Design begegne ich gelegentlich Fehlern oder Missverständnissen, die die Chancen der Bewerber auf eine erfolgreiche Anstellung beeinträchtigen können. Hier sind einige der häufigsten:

Unvollständiges Portfolio: Ein häufiger Fehler ist ein Portfolio, das zu wenig über den Denkprozess und die Methodik hinter den Projekten verrät. Bewerber sollten darauf achten, nicht nur das Endergebnis, sondern auch den Weg dorthin darzustellen. Hierbei sollten sie die Herausforderungen, die durchgeführte Forschung und die Iterationen beschreiben.

Überbetonung von Ästhetik: Einige Bewerber legen zu viel Gewicht auf visuelles Design und vernachlässigen dabei andere wichtige Aspekte des UX Designs, wie Benutzerforschung, Informationsarchitektur und Interaktionsdesign. Ein ausgewogenes Portfolio, das alle Facetten des UX Designs zeigt, ist aussagekräftiger.

Visuelles Design ist nur ein Teilaspekt. Wichtig ist ein ausgewogenes Portfolio mit allen Facetten des UX Designs.

Mangel an Nutzerzentrierung: Ein weiteres Missverständnis ist die Präsentation von Designlösungen ohne klare Verbindung zu Nutzerbedürfnissen und -feedback. Erfolgreiche UX-Design-Bewerbungen demonstrieren, wie die Lösungen auf fundierter Benutzerforschung basieren.

Fehlende Reflexion: Einige Bewerber präsentieren ihre Projekte ohne Reflexion über ihre Rolle im Prozess, die getroffenen Entscheidungen und die gelernten Lektionen. Arbeitgeber suchen nach Kandidaten, die über ihre Erfahrungen reflektieren und aus ihnen lernen können.

Vernachlässigung von Soft Skills: In Bewerbungen wird manchmal die Bedeutung von Soft Skills unterschätzt. Dabei sind Fähigkeiten wie Teamarbeit, Kommunikation und Anpassungsfähigkeit im UX Design ebenso wichtig wie technische Fähigkeiten.


Persönliche Perspektive und Ratschläge

Patrick Federi

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der eine Karriere im UX Design anstrebt?

Bilde dich kontinuierlich weiter: Der Bereich des UX Designs ist ständig im Wandel. Es ist daher wichtig, immer auf dem Laufenden zu bleiben. Du kannst dies durch formale Bildungswege wie Studiengänge oder Zertifikatskurse tun, aber auch durch selbstständiges Lernen, Online-Kurse und Workshops. Ein Verständnis für neue Trends, Tools und Methoden ist essentiell, um innovative Lösungen zu entwickeln.

Nimm dich nicht zu wichtig: Im UX Design geht es darum, Lösungen zu schaffen, die den Nutzern den grösstmöglichen Wert bieten. Dafür ist es wichtig, Feedback anzunehmen und eigene Ideen kritisch zu hinterfragen und anzupassen.

Sammle praktische Erfahrungen: Theoretisches Wissen ist wichtig, aber nichts ersetzt die praktische Anwendung. Engagiere dich in Projekten. Das kann durch Praktika, als Freelancer oder durch eigene Projekte erfolgen. Praktische Erfahrungen helfen dir, dein Wissen anzuwenden und Problemlösungskompetenzen zu entwickeln. Ausserdem kannst du ein Portfolio aufbauen, das deine Fähigkeiten unter Beweis stellt.

Vernetze dich mit der Community: UX Design ist ein Bereich, in dem der Austausch mit Gleichgesinnten und Branchenexperten sehr wertvoll ist. Besuche Konferenzen, nimm an Meetups teil und beteilige dich an Online-Foren. Networking kann nicht nur neue Perspektiven eröffnen, sondern auch Türen zu Jobmöglichkeiten öffnen.

Entwickle Empathie: Im UX Design ist es zentral, sich in die Nutzer hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Daher ist es wichtig, kontinuierlich an empathischen Fähigkeiten zu arbeiten. Dies kann durch Nutzerforschung, User-Testing und den ständigen Dialog mit Zielgruppen geschehen.